Vergiss alles, was du jemals über kalten Kaffee gehört hast! Kalter Kaffee ist keineswegs langweilig, sondern erstaunlich wandlungsfähig und umwerfend lecker! Dabei gibt es dieses Getränk schon seit einigen hundert Jahren. Richtige Beachtung findet er jedoch erst heute. Zeit wird’s! Wir machen dich zum Experten. Wir verraten dir, woher der Trend kommt, wie du Cold Brew selbst zubereitest, was du daraus machen kannst und welche Trends diesem Trend mittlerweile aufgesetzt werden.
Deshalb ist Cold Brew so beliebt: simpel, aromatisch und eine Einladung zu grenzenloser Kreativität
15 Stunden Ziehzeit, kein bisschen bitter und denkbar einfach herzustellen. Noch dazu ist Cold Brew-Kaffee – zubereitet aus hochwertigen Kaffeebohnen – besonders mild und sehr aromatisch. Der Grund: Cold Brew wird nur mit kaltem Wasser zubereitet. Dadurch werden weniger Bitterstoffe und auch Koffein herausgelöst als beim heißen Aufguss. Dieser milde und intensiv-aromatische Geschmack überzeugt sogar Hardliner unter den Teetrinkern. Deshalb ist er gerade im Sommer mit ein paar Eiswürfeln eine wunderbare Alternative zu heißem Kaffee.
Cold Brew ist jedoch v.a. so beliebt, weil er die Grundlage für unzählige Kaffeegetränke ist, von ganz einfach bis hin zu abenteuerlich kreativ. Angefangen mit dem Klassiker „Eiskaffee“ mit einer schlichten Kugel Vanilleeis und etwas Schlagsahne obendrauf, geht es weiter mit Fruchtsäften, Tonic, verschiedenen Sirup-Arten über Milchalternativen bis hin zu Gewürzen wie Muskat, Nelken oder Zimt. Es ist einfach alles möglich! Ausprobieren ist die Devise, so entstehen die besten Rezepte…
Welcher Kaffee ist am besten geeignet?
Brew aus Robusta-Bohnen schmeckt ziemlich herb, der erfrischende, leichte Geschmack geht dadurch verloren. Deshalb sind Arabica-Bohnen die bessere Wahl. Damit wird Cold Brew wesentlich milder und aromatischer. Und hier hast du dann die Qual der Wahl, denn es ist eine Frage des Geschmacks, welchen Kaffee du verwendest. Wer das erfrischend Fruchtige sucht, sollte auf milde Kaffees mit fruchtigem Profil zurückgreifen, und kann diesen Cold Brew auch hervorragend für Rezepte mit fruchtigen Zutaten verwenden. Wer es lieber kräftiger mag, kann Cold Brew auch aus stärkeren Kaffees mit intensiv schokoladigen oder nussigen Profilen zubereiten. Daraus lassen sich gut Kaffeerezepte mit Milch bzw. Milchalternativen zubereiten, kombiniert mit Gewürzen, Trinkschokolade oder Eis.
So einfach geht’s:
Für Cold Brew ist kein aufwendiges Gerät notwendig. Man kann sogar auf ein einfaches Gefäß mit Deckel zurückgreifen und den Kaffee im Anschluss filtern. Wir empfehlen jedoch, auf eine Cold Brew-Kanne zurückzugreifen mit integriertem Filter, mit dem sich der Kaffeesatz schneller und bequemer entfernen lässt und der Geschmack insgesamt runder und weicher gerät.
Du brauchst:
- 1 l kaltes Wasser
- 60g Kaffeepulver, für Filterkaffee gemahlen (je nach Volumen der Kanne Kaffeemenge anpassen)
Zubereitung:
- Gib das Kaffeepulver in den Filter der Kanne.
- Gieße das Wasser in die Kanne und verschrauben sie mit Filter und Kannendeckel.
- Lasse alles 15 Stunden ziehen, am besten im Kühlschrank.
Cold Brew kann auch auf Vorrat zubereitet werden. Im Kühlschrank aufbewahrt hält sich Cold Brew bis zu drei Wochen. Idealerweise brauchst du den Kaffee jedoch innerhalb von drei Tagen auf.
Unser Tipp: Wenn du Cold Brew mit anderen Getränken kombinieren möchtest wie z.B. mit Fruchtsäften oder in Cocktails, empfehlen wir, ein Cold Brew-Konzentrat herzustellen. Verdopple einfach die Kaffeepulvermenge. Das Konzentrat lässt sich dann durch die weiteren Zutaten „verdünnen“, und der aromatische Kaffeegeschmack bleibt erhalten.
Ice Brew & Ice Drip, die kleinen Schwestern von Cold Brew
Die Baristas sind sehr erfinderisch. Deshalb wird das Trendgetränk Cold Brew wiederum von Trends getoppt, die wir Ihnen hier kurz vorstellen.
Ice Brew
Ice Brew, auch Japanese Iced Coffee genannt, ist ein Mittelding: es ist weder richtiger Cold Brew noch kalter Kaffee. Diese Art der Zubereitung ist fast identisch mit einem heißen Filteraufguss. Der Unterschied: der heiße Kaffee tropft auf Eis, sodass er sofort abkühlt. Die Wassermenge wird dabei aufgeteilt auf 50% Wasser und 50% Eis. Ice Brew wird immer beliebter, denn Kaffee in dieser Form ist mild und aromatisch und in Windeseile zubereitet.
Du brauchst (für etwa 6 Tassen):
- 300g Eiswürfel
- 38g Kaffee für Filter gemahlen
- 300ml heißes Wasser
Zubereitung:
- Die Eiswürfel direkt in die Kanne oder Karaffe geben.
- Den Kaffee in einem Filter heiß darüber aufbrühen.
Iced Drip
Iced Drip, auch als Kyoto oder Dutch Iced Drip bekannt, ist bei uns noch kaum zu finden. In den USA und v.a. in Japan ist diese Art der Zubereitung jedoch ein Renner. Iced Drip hat einen fast schon meditativen und entschleunigenden Aspekt. Schmelzendes Eis landet Tropfen für Tropfen im Kaffeepulver. Wer sich auf Iced Drip einlässt, braucht Zeit, je nach Außentemperatur können das zwischen fünf und 15 Stunden sein. Wer diese Geduld hat, wird mit einem sehr puren Kaffeeerlebnis belohnt: der Fruchtzuckeranteil wird besonders gut herausgelöst, jedoch durch Hitze nicht weiter aufgearbeitet, sodass er besonders klare und süße Fruchtnoten in sich trägt. Der Haken an der Sache: dafür wird ein spezielles Gerät benötigt, einen Water Dripper.
Du brauchst:
- 1 Water Dripper
- 72 g Kaffee für French Press gemahlen
- 700g Eiswasser: 2/3 Eis, 1/3 Wasser
Zubereitung:
- Das Kaffeepulver sollte zuerst etwas angefeuchtet werden mit etwas Wasser. Rühre es um und fülle es möglichst eben in das mittlere Gefäß des Water Drippers.
- Jetzt kommen der Filter auf das Kaffeepulver und das Eiswasser in den oberen Kolben.
- Der Drip-Mechanismus kann manuell eingestellt werden. Stelle den Mechanismus so ein, dass pro Sekunde ein Tropfen ins Kaffeepulver fällt.
- Warten…
Cold Brew: vom praktischen Konzentrat zum Trendsetter
Cold Brew ist ein angesagter Trend – und dabei weit davon entfernt etwas Neues zu sein. Der erste dokumentierte Cold Brew-Aufguss wurde um 1600 im japanischen Kyoto zubereitet. Es wird angenommen, dass die Japaner diese Art Kaffee zuzubereiten von holländischen Handelsleuten übernommen haben. Diese sollen eine Art Cold Brew hergestellt haben, die sie als haltbares Konzentrat auf ihre Schifffahrten mitnehmen konnten.
In neuerer Zeit taucht Cold Brew erst wieder im Zusammenhang mit dem Militär wieder auf. Konzentrate von kaltem Kaffee wurden hergestellt, um Truppen damit zu versorgen. Sie wurden mit Wasser verdünnt und manchmal auch erhitzt. Das Kaffeegetränk Mazagran kam so zustande: 1840 sollen französische Truppen in Algier kaltes Kaffeekonzentrat mit Milch und Zucker vermischt haben. Als sie heimkehrten, nahmen sie dieses Getränk mit nach Hause und benannten es nach der Festung, neben der sie es zum ersten Mal getrunken hatten: Mazagran.
Im 19. Jahrhundert entstand dann „Camp Coffee“, eine Marke, die v.a. in Großbritannien diese unkomplizierte, schmeckende und damals billige Form von Kaffee vermarktete.
In den 1960ern hatte Todd Simpson einen überaus praktischen Geistesblitz. Durch Zufall kam der Chemiker an ein Cold Brew-Getränk, von dem er so angetan war, dass er eine Methode entwickelte, um Cold Brew einfacher herzustellen: das „Toddy Cold Brew System“, das Filter-System, das auch noch die Cold Brew-Kannen von heute verwenden, um den Kaffeesatz schneller und bequemer zu entfernen.
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