Nicole Battefeld-MOntgomery ist eine vielseitige Kaffeekennerin und Expertin in der Welt des Specialty Coffee.
Mit Wohnsitz in Berlin, bringt Nicole eine reiche Erfahrung als Barista, Rösterin, Trainerin und Wettbewerbsteilnehmerin mit. Ihre Leidenschaft für Kaffee erstreckt sich weit über die traditionelle Kaffeezubereitung hinaus; sie kultiviert auch eine tiefe Begeisterung für Kaffee-basierte Cocktails und nimmt regelmäßig an einer Vielzahl von Wettbewerben teil, darunter Barista-Wettbewerbe, Brewers Cup, Latte Art und Cocktailwettbewerbe auf der ganzen Welt.
In unserem exklusiven Interview mit ihr teilt sie ihre Einsichten und Erfahrungen, die sie als Barista und Teilnehmerin an nationalen Meisterschaften gesammelt hat.
Kann ein Kaffee-Neuling erkennen, was wirklich guter Kaffee ist?
Nicole Battefeld-Montgomery: Generell sollte jedem, ob Neuling oder nicht, der Kaffee in erster Linie auch ohne Zugabe von anderen Zutaten schmecken. Also ohne Milch und ohne Zucker. Wenn das der Fall ist, hat die Person schon mal einen für sich selber guten Kaffee gefunden.
Leider ist qualitativ hochwertiger Kaffee nicht ganz so einfach zu erkennen, wie wir uns das wünschen. Viele Siegel und Zertifikate erschweren es, gute Bohnenqualität von guten sozialen Projekten zu unterscheiden, die wirklich toll und wichtig sind, aber oftmals nicht viel miteinander zu tun haben. Ich sage immer: je mehr der/die Röster;in über die Herkunft des Kaffees preisgeben möchte, desto besser.
Was reizt Dich daran, an Meisterschaften teilzunehmen? Und warum hast Du diese Kategorie gewählt?
Nicole Battefeld-Montgomery: Meisterschaften sind für mich ein tolles Medium, um mehr zu lernen, meinen Geschmack zu verbessern und meine persönlichen Grenzen auszutesten. Als Barista kann die Karriere oft etwas limitiert erscheinen und Meisterschaften waren für mich ein Weg, um mich auch beruflich weiterzubilden und über die Jahre immer mehr zu lernen. Jede Teilnahme ist anders und für mich ist es jedes Mal, als würde ich eine Bachelorarbeit schreiben und mich intensiv mit dem jeweiligen Thema beschäftigen.
Welche Erwartungen hast Du an eine gute Tasse Kaffee?
Nicole Battefeld-Montgomery: Balance. Es sollte einfach ein ausgewogenes Trinkerlebnis sein, in dem weder Säure noch Bitterkeit überwiegen. Es muss nicht immer der intensivste oder verrückteste Kaffee sein.
Was hältst Du von Milchalternativen? Hast Du bewährte Methoden, um Milchalternativen aufzuschäumen?
Nicole Battefeld-Montgomery: Ich arbeite seit vielen Jahren mit Milchalternativen und weiß noch, als ich meine erste Hafermilch in dem Coffeeshop, in dem ich damals gearbeitet habe, serviert habe. Das war ca. 2014 und seitdem hat sich sehr viel getan. Von Shops, die nur noch alternative Milch anbieten, bis hin zu Läden, die neben normaler Milch 5 alternative Sorten haben. Die Schäumbarkeit hat sich dramatisch verbessert und viele Produkte werden nun auch als ‘Barista Edition’ gelabelt.
Wie trinkst Du Deinen Kaffee am liebsten? Und welche Art von Kaffee?
Nicole Battefeld-Montgomery: Es kommt wirklich auf meine Stimmung an. Ich habe zum Glück alle Zubereitungsarten sowohl zu Hause als auch bei mir auf Arbeit. Heute habe ich einen Espresso und einen Hafer Cappuccino getrunken, gleich mache ich mir noch einen Handfilter.
Gibt es eine spezielle Kaffeebohne oder Röstung, die Dich am meisten begeistert? Wenn ja, warum?
Nicole Battefeld-Montgomery: Das ist wirklich schwer. Ich habe viel Glück und bin in der luxuriösen Situation, dass mir einige der weltbesten Farmer deren Kaffee schicken und ich diesen dann zu Hause rösten kann. Dabei erlebe ich hautnah, wie sich Trends verändern und die Qualität mich immer wieder umhaut. Wichtig ist es, glaube ich, offen zu bleiben und sich auf alles einzulassen um nichts zu verpassen.
Was inspiriert Dich bei Deinen Rezepten?
Nicole Battefeld-Montgomery: Wenn es um Signature Drinks oder Cocktails geht, habe ich viele Inspirationsquellen. Ich bin gelernte Köchin und ab und zu erinnere ich mich an Rezepte oder Zutaten, die ich gerne benutzen möchte. Mal sind es Restaurant- oder Barbesuche, die mir neue Ideen geben. Reisen hilft natürlich auch immer, um neue Geschmäcker kennenzulernen und was für mich auch immer wieder interessant ist, ist das Stöbern im Internet.
Wie sieht es aus, wenn Du zu Hause Kaffee für Dich zubereitest?
Nicole Battefeld-Montgomery: Mein Mann muss das machen 🙂 Wenn ich selber mal Kaffee zu Hause mache, dann nehme ich mir erstmal einen Kaffee aus meinem Kaffeegefrierschrank in dem ich vorportioniert einige der besten Kaffees aufbewahre, die ich je getrunken habe. Mitbringsel von Weltmeisterschaften und einfach atemberaubende Kaffees. Dann wird es meistens ein Filterkaffee, zubereitet als Handfilter, der danach auf dem Balkon in Ruhe getrunken wird.
Was isst Du gerne zu Kaffee?
Nicole Battefeld-Montgomery: Frühstück. Sauerteigbrot mit Avocado, vielleicht ein Spiegelei und gebratener Halloumi und eine gute Tasse Kaffee. Ein Traum.
Wie wichtig ist Pre-Infusion für Espresso?
Nicole Battefeld-Montgomery: Das kommt auf die Dichte des Kaffees an. Wie alt ist das Produkt? Wie wurde der Kaffee geröstet und wann? Wie wird der Kaffee aufbewahrt? Pre-Insfusion kann helfen, Kaffee vorzuquellen um eine gleichmäßigere Vollextraktion zu erzielen. Ich sage immer: es ist wie ein kleiner Radierer, der kleine Fehler im Kaffee wegradiert.
Crema: Was ist die bewährte Methode?
Nicole Battefeld-Montgomery: Wer viel Crema haben möchte, sollte dunklere Röstungen, eventuell auch mit Robusta Anteil kaufen. Ich persönlich bin kein Fan von Crema und rühre diese lieber unter den Espresso, um ein rundes Geschmackserlebnis zu erhalten.
Welches Zubehör oder welche Ausrüstung ist für Dich als Barista unverzichtbar und warum?
Nicole Battefeld-Montgomery: Eine Waage und gefiltertes Wasser. Ohne Waage kann ich kein Rezept erstellen und den Geschmack nicht wirklich einstellen. Wasser macht 98% unseres Getränkes aus und wenn das Wasser zu hart, zu weich oder verunreinigt ist kann ich keinen guten Kaffee herstellen.
Jemand weiß nicht, was er bestellen soll. Was empfiehlst Du?
Nicole Battefeld-Montgomery: Milchmixgetränke sind oft gute Einstiegs Getränke für unentschlossene Kunden, die sich langsam an Specialty Coffee rantasten und können mit normaler oder alternativer Milch an den Kunden angepasst werden.
Kannst Du Dich an Deinen erste Tasse Kaffee erinnern? Wie war es für Dich?
Nicole Battefeld-Montgomery: Wahrscheinlich zu Hause, als ich aufwuchs. Ich weiß nur noch, dass wir eine Kaffeemühle hatten, die an der Wand hing mit einem großen Porzellanbehälter oben drauf. Meine Mutter hat den qualitativ wahrscheinlich fraghaften Kaffee immer frisch gemahlen und die ganze Wohnung hat danach gerochen. Geschmeckt hat der wahrscheinlich eher bitter und ich habe sicherlich viel Zucker dazugegeben, die Zeremonie hat mich allerdings fasziniert und ist auch das, was ich heute noch sehr schätze.
Gibt es Situationen, in denen Dir Kaffee hilft?
Nicole Battefeld-Montgomery: Kaffee ist eine exzellente Gesprächsgrundlage und sobald ich sage, ich arbeite mit Kaffee oder dass ich deutsche Meisterin bin, sind alle immer sehr interessiert. Das Handwerk des/der Barista übt eine große Faszination aus, vor allem in einer Welt, in dem Nischenberufe immer mehr durch Maschinen ersetzt werden. Wir verkörpern irgendwie mehr, als nur Kaffee zu machen. Geschmack, Genuss, Wissenschaft, Technik, Flair… Es ist einfach ein sehr schönes Medium und ich bin sehr froh, dass ich in dieser Industrie arbeiten kann.
Wir bedanken uns kaffeeherzlichst bei Nicole Battefeld-Montgomery als tolle Interviewpartnerin. Hier erfährst Du mehr über Nicole – Barista, Roaster, Trainer and Competitor in the specialty coffee industry.
Bildnachweis: Nicole Batterfeld-Montgomery