Tipps, wie du deine Espressomaschine glücklich machst
Reinigung – eher ein Thema, das man gerne mal auf die lange Bank schiebt. Spätestens dann, wenn der Kaffee trotz hochwertiger Bohnen, passendem Mahlgrad und perfekt eingestellter Maschine nicht mehr schmeckt, sollten Sie die Putzlumpen zücken. Dabei kostet es gar nicht so viel Zeit, und die Mühe lohnt sich: eine saubere Maschine ergibt großartigen Kaffeegeschmack und bleibt über viele Jahre ein zuverlässiger Begleiter in Ihrer Kaffeeküche. Wir geben dir Tipps, wie du deine Espresso-Maschine im Handumdrehen und richtig pflegst.
Schmutzige Fakten
Im Grunde sind es drei Delinquenten, die schmutzige Fakten schaffen: Kaffee, Wasser und Milch.
Kaffee:
So klein eine Kaffeebohne auch sein mag: sie ist vollgepackt mit einer Menge natürlicher Aromen. Träger dieser Aromen sind Kaffeeöle, sprich: nicht wasserlösliche Fette, die sich auf Teilen der Maschine wie ein Film ablegen. Wie alle Fette, werden auch Kaffeeöle irgendwann ranzig und können sich durch Hitze festbrennen. Die Folge: der Espresso schmeckt ranzig, sauer oder bitter oder alles auf einmal. „Dazu kommt, dass sich ein bisschen Kaffeesatz auch in Teilen der Maschine absetzt. Gefundenes Fressen für Bakterien, wenn nicht regelmäßig sauber gemacht wird“, erklärt Yurdagül Cosgun, Expertin von lujoclean für die Reinigung von Kaffeemaschinen.
Wasser:
Da Espresso zum Großteil aus Wasser besteht, ist auch Kalk ein Thema. Er setzt sich überall dort ab, wo die Maschine mit Wasser in Berührung kommt, also Wassertank, Brühgruppe (der kompakte Teil, in den das Sieb in die Maschine eingehängt wird) sowie sämtliche Wasserleitungen. „Klare Anzeichen für zu viel Kalk sind laute Pumpgeräusche, der Kaffee kommt nicht mehr so heiß heraus und er kann sauer schmecken“, weiß Yurdagül.
Milch:
Ist Milch im Spiel, gibt es einen weiteren Hotspot: die Dampflanze. Milchfett und -Eiweiße setzen sich automatisch in ihr und auf ihr ab. Verhärtet der Film, kann es zum sog. Milchstein kommen. „Diese Verhärtungen sind besonders im Inneren der Düse hartnäckig“, sagt Yürdagul. Neben einem ranzigen Geruch und einem unangenehmen Geschmackserlebnis sind diese Ablagerungen eine Einladung für ein breitgefächertes Bakterien-Bouquet, und dann kann es auch die Gesundheit betreffen.
Der Putzplan
Damit dein Espresso ein Genusserlebnis bleibt, solltest due deine Espressomaschine also regelmäßig reinigen. Du musst jedoch nicht jedes Mal das große Programm durchziehen. Wir haben einen „Putzplan“ erstellt mit Turnusübersicht.
Täglich
Rückstände entfernen
Pinsle Reste von Kaffeesatz aus dem Siebträger und von der Brühgruppe, damit nichts verkrustet. Um schwer zu erreichende Reste zu entfernen, gibt es sog. Gruppenbürsten mit dem Vorteil gebogener Bürstenköpfe.
Gruppenbürsten mit oder ohne Knick: beide machen Siebträger und Brühgruppe sauber.
Spülen & Flushen
Spüle Siebträger und Sieb mit klarem Wasser aus, am Ende des Tages oder zwischendurch, je nachdem wie oft die Maschine im Einsatz ist. Gerade wenn du mehrere Espressi zubereiten, lohnt sich das, denn so beugt man Verkrustungen von Kaffeesatz und -Ölen vor. Daher empfiehlt es sich auch, den Brühkopf zu flushen, wenn deine Maschine öfter im Einsatz ist. Das bedeutet: das Wasser einfach mal durchlaufen lassen in das Auffangbecken.
Auffangbecken ausleeren & sauber machen
Alles, was daneben geht, tropft durch das Auffangsieb in das Becken darunter. Damit nichts festklebt und um Rost und einem muffigen Geruch vorzubeugen, Auffangsieb und Becken am besten täglich reinigen.
Dampflanze abwischen
Oberstes Barista-Reinheitsgebot ist es, nach jeder Milchschäumung einen kurzen Dampfstoß durch die Lanze zu lassen, sodass auch das letzte Bisschen Milch hinausgeblasen wird. Zum Schluss mit einem weichen und feuchten Tuch sauber wischen. Was manchmal nicht beachtet wird: vor dem Milchschäumen unbedingt einen Dampfstoß ablassen. So wird der Unterdruck abgebaut. Wird das nicht gemacht, zieht der Unterdruck einen Teil der Milch in die Maschine nach innen – mit unappetitlichen Folgen.
Rückspülen
Dieser Vorgang reinigt die Brühgruppe. Nimm dazu das Sieb aus dem Siebträger heraus und setze das sog. Blindsieb ein. Es hat keine Löcher, das Wasser kann daher nicht durchlaufen, sondern wird rückgespült.
Hänge den Siebträger wieder ein, Knopf drücken oder Hebel ziehen, so als ob du einen Espresso zubereiten würdest. Keine Sorge, das Wasser läuft nicht in die Maschine zurück, es wird über den sog. Bypass, einen separaten Abfluss, wie du ihn in unserem Bild erkennen kannst, nach draußen gespült und landet im Auffangbecken. Wiederhole den Vorgang so oft, bis kein Kaffeesatz mehr im Wasser schwimmt. Es reicht, wenn du diesen Vorgang nach dem letzten Espresso des Tages vornimmst.
Wöchentlich
Die tägliche Reinigung beseitigt schon eine Menge, kleine Reste von Fett und Kaffeesatz können aber trotzdem noch hängen bleiben. Deshalb sollte man nach einer Woche Reinigungsmittel verwenden für folgende Schritte:
Dampflanze reinigen
Schraube die Düse, den unteren Teil der Lanze, vorsichtig ab und lege sie am besten über Nacht in einen speziellen Milchreiniger oder Fettlöser ein. Festsitzende Milchreste lassen sich gut mit einer Nadel entfernen. Die Düse anschließend gut mit Wasser abspülen, wieder aufschrauben und gründlich Dampf aus der Lanze ablassen.
Brühgruppe & Siebe reinigen
Reinige Brühgruppe, Siebträger und Sieb gründlich mit der Gruppenbürste. Für eine schnelle Reinigung der Brühgruppe greifen manche Baristas auf einen extra Brühgruppenreiniger mit einer speziellen Membran zurück, entwickelt und patentiert von Espazzola.
Das professionelle Reinigungswerkzeug wird wie ein Siebträger in die Brühgruppe eingehängt. Die Membran darin passt sich dem Inneren an und schmiegt sich in die hintersten Winkel. Unsere Meinung: ein kluges und gutes Werkzeug, eine gute Gruppenbürste tut es aber auch. Lege diese Teile zusammen mit dem Blindsieb in einen Fettlöser ein. Achte darauf, dass der Griff des Siebträgers aus Holz, Gummi oder Kunststoff nicht mit dem Reinigungsmittel in Berührung kommt. Nach der vom Hersteller empfohlenen Einwirkzeit mit klarem Wasser abspülen und wieder zusammensetzen.
Setze jetzt wie bei der täglichen Rückspülung ein Blindsieb ein und fülle dazu einen Fettlöser ein.
Bitte beachte hier die Dosierungshinweise des Herstellers. Siebträger in die Brühgruppe einspannen und rückspülen. Damit das Reinigungsmittel das Fett gut lösen kann, lasse den Siebträger etwa 3 Minuten in der Brühgruppe und spüle dann mehrmals rück. Siebträger ausspannen, mit einer Bürste eventuelle Reste von Kaffeesatz vom Brühkopf lösen, Siebträger erneut eispannen und danach so oft rückspülen, bis es klar und ohne Rückstände in das Auffangbecken tropft.
Viertel- bis Halbjährlich
Irgendwann braucht deine Espressomaschine etwas mehr Aufmerksamkeit in Form einer Entkalkung. Je nachdem wie oft sie im Einsatz ist und nach lokaler Wasserhärte, kann das nach drei Monaten der Fall sein, spätestens nach sechs Monaten solltest du entkalken, um die Lebensdauer der Maschine zu verlängern. Ablagerungen können den Wasserfluss blockieren, gelöste Teilchen können Leitungen sogar verstopfen und einen Schaden verursachen. Wichtig ist hierbei: beachte auf jeden Fall die Angaben des Herstellers zur Entkalkung!
Hausmittel vs. Spezialreiniger
Für Reinigung und Entkalkung von Kaffeemaschinen generell ist die Verwendung spezieller Reinigungsprodukte ratsam. „Hausmittel wie z.B. Essigessenz und Zitronensäure mögen Kalk zwar lösen. Diese Säuren sind jedoch sehr stark und zu aggressiv für das sensible Innenleben von Kaffeemaschinen, sie können sich durch Leitungen und andere Materialien fressen“, erklärt Yurdagül.
Spezialreiniger seien nicht nur hinsichtlich Wirksamkeit, sondern auch auf Materialschonung entwickelt. „Außerdem gibt es bei den Reinigungsmitteln unkomplizierte Dosierungsangaben, während das bei Essig & Co. eher auf Pi mal Daumen hinausläuft“, ergänzt sie. Auch rät die Spezialistin davon ab, Teile mit Spülmittel sauber zu machen. „Spülmittel setzt sich ab wie ein starker Film und kann Rückstände hinterlassen. Die wiederum zerstören die Kaffeeöle, dann war’s das mit der Crema und dem Geschmack. Und das will doch niemand.“