Einer der Hauptdarsteller beim Kaffee Aufbrühen ist der Filter. Es gibt ihn aus Glas, Porzellan, Metall, Kunststoff, Papier, ja sogar aus Baumwolle. Doch worin unterscheiden sie sich? Wir haben die gängigsten Filter getestet und den Einfluss der verschiedenen Materialien und Macharten auf Brühvorgang und Geschmack.
Dauer- und Einwegfilter: was ist der Unterschied?
Kaffeefilter können für den dauerhaften Gebrauch gemacht sein oder für einen einzigen Brühvorgang. Dauerfilter sind aus haltbaren Materialien, z.B. Glas, Kunststoff, Porzellan, Metall oder Stoff, können gereinigt und wiederverwendet werden. Zu den Einwegfiltern zählen solche aus Papier wie z.B. Filtertüten für Handfilter oder für die Chemex Kanne. Nachhaltige Alternativen sind Einsätze aus biologisch abbaubarem Filterpapier oder Metallfilter mit einem engmaschigen Netz kleiner Tropflöcher.
Das Material: Glas, Porzellan oder Kunststoff
Hier treffen zwei Utensilien mit Geschichte aufeinander. Die herkömmlichen Filter haben ihren Ursprung im Melitta-Filter. Der Name Melitta hat einen enormen Bekanntheitsgrad und war lange Zeit Synonym für Kaffeekochen zuhause. Melitta Bentz war um 1900 nicht zufrieden damit, wie das Kaffeekochen damals ablief: Kaffeepulver wurde mit heißem Wasser aufgegossen und anschließend durch ein haushaltsübliches Sieb oder durch ein Tuch gefiltert. In den Tüchern neigte der Kaffeesatz zu verstopfen, das Wasser lief zu zäh ab, sodass der Kaffee bitter wurde, und je nach Sieb landete mal mehr und mal noch mehr Kaffeesatz in der Kanne.
Melitta Bentz behalf sich irgendwann mit einem Messingbecher, durchlöcherte ihn, setzte ein Löschblatt aus einem Schulheft ihres Kinders ein und filterte ihren Kaffee auf diese Weise in die Kanne, ohne Kaffeesatz. Nach dem Filtertüten-Patent kam einige Jahre später auch der bekannte Filter auf den Markt, aus Porzellan oder Keramik, später auch aus Kunststoff.
Der Hario V60 blickt erst seit 1990 auf eine Karriere zurück, dafür aber mit einem steilen Start, der bis heute ungebremst ist. Die Firma Hario, früher eine Glasmanufaktur, entwarf diesen Filter und bekam dafür sofort den Good Design Award des Japan Institute of Design Promotion. Hario Filter gibt es aus Glas, Porzellan oder Kunststoff.
Der Vergleich: Hario V60 vs. herkömmlicher Filter
Wir nehmen es gleich vorweg: der Hario V60 hat in unserem Test den herkömmlichen Filter geschlagen, ganz gleich ob die Filter aus Porzellan, Glas oder Kunststoff sind.
Dafür gibt es vier Gründe:
- Die Form: Die konische Kegelform des Hario V60 mit Spitze leitet das Wasser zielgerichtet nach unten und vermeidet das sog. „Channeling“, einen Wasserstau am Filterboden. Die Zahl 60 weist auf den Neigungswinkel im Kegelinneren hin: er beträgt genau 60°, sodass der Filter genügend Wasser fassen und es direkt nach unten leiten kann.
Der herkömmliche Filter hat auch eine V-Form, jedoch keine Spitze sondern einen abgeflachten Boden, bei dem Channeling und Überextraktion vorprogrammiert sind.
- Das Tropfloch: Die große Öffnung im Hario V60 ist ideal für ein perfektes Brühergebnis. Ein Channeling kann nicht entstehen, sodass ein steter Kaffeestrahl herausläuft.
Der Noname-Filter hat – je nach Modell – ein bis drei Öffnungen, jedoch sehr kleine, die das Brühwasser unregelmäßig und zu langsam durchlaufen lassen.
- Die Rillen: Die geschwungenen Rillen in der Innenwand des Hario V60 leiten das Wasser nicht steil nach unten, sondern in einem Wirbel. So bleibt das Wasser in einer zirkulierenden Bewegung, die einem Channeling vorbeugt und zudem eine gleichmäßige Extraktion ermöglicht.
Der herkömmliche Filter hat gerade Längsrillen, die direkt nach unten führen. Zusammen mit dem flachen Boden und den kleinen Öffnungen bleibt der Kaffee mit dem Wasser länger in Kontakt, Channeling und damit Überextraktion werden begünstigt.
- Der Filtereinsatz: An die Kegelform und die große Öffnung angepasst, hat das Filterpapier für den Hario V60 nur eine seitliche Knickfalte, die das Wasser am Ablaufen nicht hindert.
Filterpapier für gängige Filter hingegen haben eine seitliche Knickfalte und eine weitere am Boden, sodass zwei Stellen verdickt werden und dem Wasser weiteren Widerstand bieten, v.a. direkt über dem Tropfloch.
Formvollendeter Genuss aus Porzellan: die Karlsbader Kanne
Keine Art der Kaffee-Zubereitung hat mehr Stil als das Aufbrühen mit der Karlsbader Kanne. Und keine fördert die Aromen so intensiv zu Tage. Kaffeearomen sind an Öle gebunden. Beim Kontakt mit heißem Wasser lösen sie sich vom Kaffeepulver und fließen in die Kanne. Da bei der Karlsbader Kanne kein Filterpapier verwendet wird, hält diese die Öle nicht zurück. Zudem geraten auch keine Eigengerüche eines handelsüblichen Filterpapiers in den Kaffee. Das Ergebnis: ein atemberaubend aromatischer Kaffeemoment.
Zudem sitzt ein Wasserverteiler auf dem Filter, mit dem die Kanne das gleichmäßige Verteilen von Wasser selbst übernimmt.
Da der Filtereinsatz durchlässiger ist als Filterpapier, solltest du den Kaffee etwas gröber mahlen.
Aus der stylischen Barista-Küche: Filter aus Metall
Filter aus Metall gibt es als Filterhalter oder als Filtereinsatz. Beide sind jedoch nicht ganz so bekannt, obwohl erste Marken schon in den 1960ern welche produzierten. In den letzten Jahren sieht man sie verstärkt in hippen Barista-Küchen. Sie überzeugen jedoch nicht nur mit ihrem andersartigen Aussehen, sondern auch mit aromatischem Kaffeegeschmack. Die Form dieser Filter weicht mitunter ab, anstatt Längsrillen gibt es welche mit Querrillen, wie z.B. der Kalita Wave Filter. Die Längsrillen hier sind im welligen Filterpapier integriert und leiten das Wasser optimal nach unten. Das Besondere: das Filterpapier sitzt locker im Metallfilter und hat keinen Kontakt zu seinem Boden, in dem drei Tropflöcher sind. Trotz des flachen Bodens wird ein Channeling vermieden.
Filtereinsätze aus Metall sind Dauerfilter und deshalb eine nachhaltige Alternative zu Papierfiltern. Zudem gibt es kein Channeling, da das Wasser durch die vielen kleinen Öffnungen in den Filterwänden austreten kann. Besonders gefällt uns das Extraktions-Ergebnis: die im Kaffeepulver enthaltenen Öle bleiben nicht im Filter hängen, sondern gelangen in den Kaffee und sorgen für ein sehr aromatisches Kaffeeerlebnis.
Kleiner Nachteil: dadurch rutschen auch kleine Partikel des Kaffeesatzes durch den Filter, die den Kaffee in der Tasse ein wenig eintrüben. Je nach Filtermaterial haben wir festgestellt, dass es einen geschmacklichen Unterschied geben kann. Manche Filter verströmen einen metalligen Duft, der dann auch den Geschmack beeinflusst. Bei Metallfilter mit vergoldeter Schicht ist man auf der sicheren Seite bzw. beim Kauf des Filter immer darauf achten, ob er einen eigenen Geruch verströmt.
Fazit:
Egal für welchen Filter du dich entscheidest – aromatischer Kaffeegenuss ohne Fremdgeschmack ist mit allen Filtern möglich! Das ist auch gute Nachricht für Studentenbuden, denn gute Filter sind auch schon recht günstig zu bekommen.
Grundsätzlich solltest du diese Tipps beachten, damit die Tasse auch so schmeckt, wie du es dir wünschst:
- Filter aus Glas oder Porzellan vorwärmen. Kaltes Material stört den Extraktionsprozess, das Ergebnis ist saurer Kaffee. Filter aus Kunststoff und Metall erhitzen sich schnell, sodass hier keine Gefahr besteht.
- À propos Kunststoff: wir legen Filter aus hochwertigem Kunststoff ans Herz für aromatischen und geschmacksneutralen Kaffeegenuss. Billige Filter riechen bereits nach Plastik, und so schmeckt der Kaffee dann auch.
- Verwendest du Filtertüten, solltest du Papierfilter für das dazu passende Modell verwenden. Kaffeefilter wie z.B. von Melitta funktionieren gut bei herkömmlichen Filtern, nicht jedoch beim Hario V60.
- Auch beim besten Filter ist das richtige Aufbrühen wichtig. Kaffeepulver immer eben einfüllen und langsam von außen in die Mitte kreisend aufgießen. Langsames und geduldiges Aufgießen ist der Schlüssel zum perfekten Ergebnis. Der Brühvorgang sollte 3 Minuten dauern und das sog. Kaffeebett, der Kaffeesatz im Filter, sollte keinen Krater bilden, sondern flach sein.
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Fotos: ©Murnauer Kaffeerösterei