Inmitten der Annahme, dass die Zinssätze bald ihren Höhepunkt erreichen könnten, kündigen sich weitere schlechte Nachrichten an. Laut Angaben der US-amerikanischen National Oceanographic and Atmospheric Administration und des australischen Bureau of Meteorology zeichnet sich die Rückkehr des Wetterphänomens El Nino ab. Die Auswirkungen dieses Phänomens auf die Wirtschaft können verheerend sein, da es zu Überschwemmungen, Hitzewellen, Wasserknappheit und Waldbränden führt oder diese verschlimmert. Dieser Artikel untersucht die möglichen wirtschaftlichen Konsequenzen des diesjährigen rekordverdächtigen El Nino und wie er die Weltwirtschaft beeinflussen könnte.
El Nino kehrt zurück: Ein rekordverdächtiges Phänomen
El Nino tritt auf, wenn die Oberflächentemperatur des östlichen und mittleren Pazifiks um mindestens 0,5 Grad Celsius wärmer ist als im Durchschnitt und sich die Passatwinde abschwächen oder umkehren. Dieses Jahr zeichnet sich El Nino als besonders stark ab. Die australische Meteorologie prognostiziert, dass die Meeresoberflächentemperatur im November dieses Jahres um 3,2 Grad Celsius über dem Durchschnitt liegen könnte. Diese rekordverdächtige Erwärmung könnte verheerende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben.
Schäden an Ernten und Infrastruktur wirken inflationär
Die negativen Folgen von El Nino sind bereits spürbar. Reis-Futures erreichten im Juni einen Höchststand seit fast 15 Jahren, wobei Indien, Thailand und Vietnam, die größten Reisexporteure, unter den Auswirkungen von El Nino leiden. Die thailändischen Behörden haben bereits Maßnahmen ergriffen, um Wasserknappheit entgegenzuwirken, und die Erträge der Robusta-Kaffeebäume in Vietnam sind beeinträchtigt. Diese Entwicklungen setzen die Preise dieser Grundnahrungsmittel unter Druck und können zu einer inflationären Entwicklung führen. Insgesamt könnten die Schäden an Ernten und Infrastruktur die Zentralbanken veranlassen, ihre Geldpolitik zu straffen, um mit der wirtschaftlichen Herausforderung umzugehen.
Versorgungsschocks und ihre langfristigen Auswirkungen
Während ein einzelnes El-Nino-Ereignis kurzfristige Auswirkungen haben mag, könnten sich die langfristigen Folgen verfestigen, wenn der Klimawandel solche Ereignisse verstärkt und häufiger auftreten lässt. Forscher schätzen, dass der El Nino von 1998, der zweitstärkste seit Aufzeichnungsbeginn, über einen Zeitraum von fünf Jahren weltweit wirtschaftliche Verluste in Höhe von 5,7 Billionen Dollar verursachte. Die globale Erwärmung verschärft die Auswirkungen von El Nino und schafft gleichzeitig die Voraussetzungen für stärkere Überschwemmungen. Das Risiko von Angebotsschocks könnte die Preise in die Höhe treiben und die wirtschaftliche Stabilität gefährden.
Beispiele für bereits spürbare Auswirkungen
Ozeanien hat bereits einige der Auswirkungen von El Nino und dessen Gegenpart La Nina zu spüren bekommen. Überschwemmungen in Australien führten zu einem Anstieg der Lebensmittelinflation, und auch die Ernten von Arabica-Kaffee in Brasilien und anderen lateinamerikanischen Ländern wurden durch extreme Wetterereignisse beeinträchtigt. Die Beschädigung oder Zerstörung von Infrastruktur, wie beispielsweise einer wichtigen Eisenbahnlinie in Westaustralien, kann ebenfalls erhebliche wirtschaftliche Folgen haben. Vor diesem Hintergrund könnten weitere protektionistische Maßnahmen ergriffen werden, um die nationale Ernährungssicherheit zu gewährleisten.
Schlussfolgerung:
El Nino kehrt als rekordverdächtiges Phänomen zurück und wird voraussichtlich eine Vielzahl negativer wirtschaftlicher Auswirkungen mit sich bringen. Von Schäden an Ernten und Infrastruktur über steigende Preise bis hin zu potenziellen Angebotsschocks könnten die Konsequenzen dieses Wetterphänomens die Weltwirtschaft vor neue Herausforderungen stellen. Die Bekämpfung der Auswirkungen von El Nino erfordert eine umsichtige Politikgestaltung und die Anpassung an die zunehmenden Herausforderungen des Klimawandels.
Quelle: Reuters.com (Hinweis: Die Informationen in diesem Artikel basieren auf Reuters-Berichterstattung.)