Eine besondere, fast schon meditative Art von Kaffeezubereitung und -Genuss.
Aeropress, Latte-Art-Pen, Milchschaumkännchen – Äthiopier werden dich nur fragend ansehen, wenn du ihnen Accessoires der modernen Kaffeekultur nahebringen willst. In Äthiopien ist nur ganz wenig nötig für das Kaffeekochen. Er wird dort, in der Wiege des Arabica-Kaffees, noch immer so zubereitet, wie es schon viele Generationen üblich ist: in der äthiopischen Kaffeezeremonie. Eine besondere, fast schon meditative Art von Kaffeezubereitung und -Genuss.
Jeder Tag wird mit einer kleinen Zeremonie begrüßt, die sich tagsüber beliebig oft wiederholt. Diese Zeremonie ist ein zentraler Bestandteil äthiopischer Kultur in sämtlichen Schichten. Das Beisammensein mit anderen und der Austausch mit Nachbarn, Freunden oder Verwandten, darum geht’s vor allem. Kaffeetrinken steht für Gemeinschaft und Geborgenheit.
Die 5 Schritte der äthiopischen Kaffeezeremonie
Kaffeezubereitung in Äthiopien ist reine Frauensache. Streng nach Tradition fängt die Kaffeezeremonie an mit dem Waschen der grünen Kaffeebohnen, dann werden sie trockengerieben. In einer leicht gewölbten Pfanne werden sie anschließend über einem kleinen Feuer geröstet. Je nach Region und Vorlieben werden bereits beim Rösten schon Zucker oder verschiedene Gewürze hinzugegeben. Dabei werden die Bohnen ständig hin- und hergeschwenkt, bis sie duften. Keine Röstkurven, keine Stoppuhr sondern Augenmaß, Gefühl und persönliche Vorlieben entscheiden, wie lange der Röstvorgang dauert. Im Anschluss werden die Kaffeebohnen mit einem Stößel zu Kaffeepulver gemahlen. Währenddessen wird Wasser in einer sog. Jebanna, der typisch äthiopischen Kaffeekanne, aufgekocht. Wenn es kocht, wird das Kaffeepulver in den Kannenhals gefüllt und nochmal aufgekocht.
Kichererbsen statt Kuchen
Dann wird’s noch eine Ecke exotischer: die Frauen legen oft einen Teil der glühenden Holzkohle und ein wenig Weihrauch auf ein offenes Gefäß, um Körner, Kichererbsen oder Popcorn auf der Holzkohle zu rösten. Das wird als Pendant zum Kuchenstück zum Kaffee gereicht. In einigen Gegenden werden auch Gewürze mit aufgekocht, z.B. Nelken, eine Prise Salz oder Milch. Dann wird der Kaffee eingeschenkt. Und während alle Gäste ihren Kaffee genießen, kocht die Gastgeberin schon den zweiten Sud auf.
Drei Tassen müssen es sein, sonst ist es nicht echt
Unter einer Tasse wird man in Äthiopien niemals aus der Zeremonie entlassen. Drei Mal wird der Kaffeesud aufgekocht, denn in einer richtig echten äthiopischen Kaffeezeremonie werden insgesamt drei Tassen gereicht. Jedem „Gang“ kommt nämlich eine Bedeutung zu, die man sehr ernst nimmt. Mit der ersten Tasse, der stärkste von allen, genießt man Kaffee einfach nur. Bei der zweiten Tasse werden die Sorgen und Probleme besprochen, die dritte Tasse dient dem Segen aller, die sich für die Zeremonie eingefunden haben.