Ernährungswissenschaftler Dr. Malte Rubach über Wirkung von Kaffee aus unsere Gesundheit. Dr. Malte Rubach ist ein gefragter Experte und Autor zahlreicher Bücher über die Themen Lebensmittel, Ernährung sowie Nachhaltigkeit und Innovationen.
Der Kaffee und die Säure.
Diese beiden Wörter sind unweigerlich miteinander verbunden, wenn es um die Frage geht, ob Kaffee schmeckt und ob er denn gesund sei. Die Säure verbindet das Schöne mit dem Guten. Oder mit dem Unguten, denn Kaffee steht immer wieder im Ruf, den Magen zu übersäuern und so für Sodbrennen bis hin zum Magengeschwür zu sorgen. Letzteres könnte sich in der Endstufe sogar noch bis zum Magenkrebs entwickeln. Also besser zweimal nachgedacht, bevor man Kaffee trinkt, lautet dann der meist gutgemeinte Ratschlag von alternativen Heilslehren. Und ebenfalls beliebt ist das Sinnbild, dass Kaffee nicht nur den Magen übersäuern könnte, sondern direkt den ganzen Körper. Auch deshalb sollte man dann wieder besser auf Kaffeegenuss verzichten, damit das Säure-Base-Gleichgewicht im Körper nicht gestört wird.
Es ist Zeit, hier ein wenig Ordnung in die Kaffee-Mythen zu bringen. Zunächst ist die Säure im Kaffee ein geschätztes Qualitätsmerkmal. Hier spielen vor allem die Chlorogen-Säuren eine besondere Rolle, denn sie kommen mengenmäßig am häufigsten vor.
Ist die Säure im Kaffee denn nun aggressiv gegenüber unserem Magen?
Nein, der Kaffee ist zwar leicht sauer, doch unser Magen ist nochmal deutlich saurer als der Kaffee. Gemäß der Säure-Base-Reaktion aus dem Chemieunterricht macht eine schwache Säure (Kaffee) eine starke Säure (Magensäure) basischer. Somit ist an dieser Stelle also schon einmal nicht zu befürchten, dass Kaffee als Getränk den Magen ansäuert, geschweige denn den ganzen Körper. Doch es gibt noch einen weiteren Weg, wie Kaffee die Magensäure beeinflusst.Die Natur hat uns von je her so geprägt, dass bitterer Geschmack potenziell giftig sein kann. Und im Kaffee gibt es eine Substanz, die für sich genommen sehr bitter schmeckt: Koffein. Kommt so ein Bitterstoff in unseren Mund, so signalisieren spezielle Geschmacksrezeptoren dem Magen, dass dort etwas potenziell Giftiges ankommen könnte. Wäre das der Fall, ist es keine schlechte Idee, die Magensäuresekretion zu starten, um mögliche Schadsubstanzen bereits zu neut-ralisieren, wenn sie im Magen ankommen.Kaffee an sich kann den Magen also nicht übersäuern, vor allem Koffein kann die Magensäuresekretion jedoch stimulieren. Daher gilt ein Kaffee nach dem Essen auch als verdauungsfördernd. Wessen Magen empfindlich auf Koffein reagiert, der kann es also auch einmal mit einem milden Arabica oder auch kof-feinfreien Kaffee probieren.
Doch muss man sich Sorgen wegen Magenkrebs machen?
Nein. Schaut man sich an, welche Länder weltweit die meisten Fälle von Ma-genkrebs aufweisen, und den meisten Kaffee trinken, so zeigt sich kein Zusammenhang.
Also bleibt es dabei: Bitter macht sauer und das ist auch gut so.
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Bildnachweis: Ingolf Hatz